Aus dem Alltag einer Kampfsportfamilie – Japanisch?

Fremdsprachen gehören heute zum Alltag dazu. Man gebraucht Wörter wie beispielsweise Make-up oder Glacé. Ohne gross dabei nachzudenken, rutschen sie einem leicht über die Lippen und man versteht sie automatisch, ohne sich Gedanken um deren Bedeutung zu machen. Doch das nützt einem wenig, wenn man einen Kampfsport, der seinen Ursprung in Japan hat, macht. Die Wörter, die man dort hört, lassen einem anfangs die Ohren klingeln oder verursachen einen Knoten in der Zunge, wenn man versucht sie nachzusprechen, z.B. „ude hishigi juji gatame“ (sprich „udehischigisuschigatame“). Mit der deutschen Übersetzung „oberer Kreuzstreckhebel“ kommt man als Neuling auch nicht weit mit dem Verständnis, was das denn sein könnte  – aber immerhin kann man die deutsche Version aussprechen J.

Da Judo, Karate und Ju Jitsu, wie erwähnt, einen japanischen Ursprung haben, haben die verschiedenen Würfe, Schläge, Tritte und Hebel demzufolge japanischen Bezeichnungen. Und die sollte man können, wenn man die Gurtfarbe wechseln will, also eine Prüfung absolvieren möchte. Da reicht es nämlich nicht nur, die Bewegungsabläufe verinnerlicht zu haben (was ja schon schwer genug ist), sondern man sollte auch gleich dazu den Namen der jeweiligen Technik und deren Übersetzung kennen. Kein einfaches Unterfangen – gehören japanische Wörter doch normalerweise nicht in unseren Alltag.

Als Erwachsener verdreht man zwar die Augen, aber man klemmt sich mit mehr oder weniger Erfolg dahinter, büffelt Vokabeln und versucht sich die dazugehörende Technik einzuprägen.

Schnell merkt man, wie hinter den Namen ein gewisses System dahinter steckt. Z.B. bedeutet die Silbe „o“ gross und „ko“ klein. Also ist der Wurf „o uchi gari“ die grosse Innensichel und der „ko uchi gari“ die kleine Innensichel. Oder alles, was ein „yoko“ beinhaltet, hat etwas mit „seitwärts“ zu tun. Schrittweise rutschen so die Begriffe in den Kopf.

Aber wie ist das bei Kindern, die die Wörter zu ihren Gurtprüfungen lernen müssen? Es ist nicht einfach, einer Neunjährigen oder einer Elfjährigen zu erklären, dass sie das für die Prüfung kennen müssen und zusätzlich wissen sollten, was man dann zu machen hat. Beginnt man mit dem Üben, verfinstern sich augenblicklich die Mienen, die Arme werden verschränkt und der Mund ist ärgerlich verzogen. „So ein Seich“, bekommt man als Fazit, was sie davon halten, an den Kopf geworfen. „Ich muss schon so viel für die Schule lernen, warum also noch dieser Blödsinn?“

Also ist Phantasie gefragt. Dabei sei dem Erfindungsreichtum keine Grenze gesetzt. Man kombiniert den Bewegungsablauf mit den Begriffselementen und stellt sich seine eigenen Eselsbrücken zusammen. Heisst es beispielweise in der Prüfung:

„Zeige den „tate shiho gatame“, hat man inzwischen gelernt, dass alles, in dem das Wort „gatame“ vorkommt, etwas mit festhalten zu tun hat. Und „tate shiho“? Nun, ich habe es meinen Kindern so erklärt: „tata – ich sitze hoch zu Ross.“ Die Gesichter hellen sich auf. Plötzlich macht das Üben wieder Spass, und schnell ist in den kleinen Köpfen abgespeichert, dass es sich dabei um den „Reitvierer“ handelt, bei dem man oben auf dem Uke sitzt, die Arme, Beine und Kopf in einer Art „Reitersitz“ einklemmt und so seinen Gegner fixiert und bewegungsunfähig macht.

Ina

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