„Yuko!“
„Waza-ari!“
Der Arm der Kampfrichterin deutet waagerecht auf die beiden Kämpfenden auf den Boden. Miriam und Julie haben sich vorgebeugt und verfolgen das Ganze mit angehaltenem Atem.
„Ippon!“
„Mami“, fragt mich Miriam*, „was bedeutet das alles, was die Richterin da ruft?“
„Hm …“
„Warum hält sie den Arm so?“, setzt Julie* nach.
„Ähm … keine Ahnung.“
Zwei Augenpaare sind unentwegt auf mich gerichtet. Ganz klar, meine Mädchen werden sich mit dieser Antwort nicht zufrieden geben. Zeit also für ein wenig Recherche:
Zu Beginn werden die Kämpfer aufgerufen. Der eine bindet sich zusätzlich zu seinem Gurt einen roten und der Gegner einen weissen Gürtel um, damit die Kämpfenden – besonders bei gleicher Gurtfarbe – auseinander gehalten werden können. Beide Judokas begeben sich rechts und links an den Mattenrand und verbeugen sich auf ein Zeichen des Kampfrichters hin, bevor sie die Wettkampfmatte betreten. Dort verbeugen sie sich ein zweites Mal.
Der Kampf beginnt mit dem „Hajime“ des Richters. Ziel ist es nun, den Gegner an der Judojacke zu packen und zu Fall zu bringen. Während des Kampfes werden Punkte gesammelt.
Schafft man es, den Gegner so zu werfen, dass er auf die Seite fällt, oder ihn für mindestens zehn Sekunden in einer Haltetechnik zu fixieren, heisst es „Yuko“ (= grosser technischer Vorteil). Der Arm des Richters deutet schräg nach unten.
Ein „Waza-ari“ (= halber Punkt) wird gegeben, wenn der Gegner so geworfen wird, dass sein Rücken teilweise die Matte berührt, oder er in einer Haltetechnik für mindestens fünfzehn Sekunden gehalten wird. Beim „Waza-ari“ hält der Kampfrichter seinen Arm waagerecht.
„Ippon“ (= ganzer Punkt) ist die höchste Wertung. Er wird gegeben, wenn der Gegner mit Kraft und Geschwindigkeit auf den Rücken geworfen oder er in einer Haltetechnik für mindestens zwanzig Sekunden fixiert wird. Genauso ist es möglich, den Gegner mit einer Hebel- oder Würgetechnik so lange festzuhalten, bis er mittels Abklopfen aufgibt (Aber: Erst ab 14 Jahren darf gewürgt und ab 17 Jahren gehebelt werden!). Bei einem „Ippon“ hebt der Richter seinen Arm senkrecht hoch, und der Kampf ist vorbei. Hat man zwei „Waza-aris“, erhält man einen „Ippon“ und hat den Kampf gewonnen.
Wenn der Richter „Mate“ ruft, ist der Kampf unterbrochen und man begibt sich in die Ausgangsposition zurück. Erst nach einem erneuten „Hajime“ darf der Kampf fortgesetzt werden.
Nach dem Kampf lösen sich die Judokas voneinander, stellen sich gegenüber auf und ordnen ihren Judogi und den Gurt. Der Kampfrichter gibt durch die erhobene Hand den Sieger bekannt. Danach verbeugen sich die Kämpfer nach der Aufforderung des Richters, reichen einander die Hand und begeben sich aus dem Kampffeld, wo sie sich nochmals verbeugen. Der Sieger nennt am Kampfrichtertisch seinen Namen.
Während des Kampfes kann es passieren, dass man eine Verwarnung („Shido“) kassiert. Beispielsweise, wenn man sich längere Zeit „passiv“ verhält oder blockt. Beim vierten „Shido“ hat der Gegner gewonnen.
Bei besonders schweren Verstössen, zum Beispiel bei unsportlichem Verhalten oder Gefährdung der Gesundheit mit verbotenen Techniken, wird man disqualifiziert (Hansoku-make), und der Gegner hat den Kampf gewonnen.
Ist die Kampfzeit abgelaufen, und keiner der Kämpfenden hat einen „Ippon“ geschafft, zählt die höchste Punktzahl. Diese ist auf der Wertetafel anhand der Ziffern ersichtlich. Die Zehner-Ziffer steht für die Anzahl „Yukos“ und die Hunderter-Stelle für die „Waza-aris“.
Ina
* Namen sind Pseudonyme